Der Wunschbaum – Eine Geschichte überGedanken, Wünsche und die Kraft in uns

In Indien erzählt man sich seit langer Zeit eine besondere Geschichte, die viele Menschen kennen: die

Geschichte vom Wunschbaum. Auf den ersten Blick wirkt sie märchenhaft – doch sie enthält eine tiefe

Wahrheit, die mit Yoga, Meditation und unserem inneren Leben verbunden ist.

Heute möchte ich dir diese Geschichte erzählen. Und ich möchte dir zeigen, wie sie mit deinem eigenen

Leben, deinen Gedanken und deinem inneren Frieden zu tun hat.

Die Geschichte von Hari und dem Wunschbaum

Es war einmal ein Mann namens Hari, der in einem Ashram (einer spirituellen Einsiedelei) lebte. Er war

ein ernsthafter Yogi – er übte täglich Yoga, meditierte regelmäßig, las die Veden und die Upanishaden und

versuchte, Erleuchtung zu finden.

Doch tief in seinem Herzen hatte er einen großen Wunsch: Er wollte den sagenumwobenen

Wunschbaum finden. Laut alten Schriften stand dieser Baum irgendwo in den Himalaya-Bergen. Wer

unter ihm saß und sich etwas wünschte, dessen Wunsch wurde augenblicklich erfüllt.

Hari glaubte fest daran. Also beschloss er eines Tages: „Ich habe lange genug geübt – jetzt ist die Zeit

gekommen, den Wunschbaum zu finden.“

Er machte sich auf den Weg in die Berge. Es war ein harter, langer Aufstieg durch dichten Wald, über

steile Felsen und eisige Wege. Doch Hari gab nicht auf.

Nach vielen Tagen fand er schließlich einen wunderschönen Baum an einem stillen Ort. Niemand war da

– nur der Baum, ganz allein. Intuitiv spürte Hari: „Das ist der Wunschbaum.“

Er setzte sich unter den Baum und dachte: „Wenn es stimmt, dass dieser Baum Wünsche erfüllt, dann

wünsche ich mir jetzt ein köstliches Essen.“

Plötzlich – wie aus dem Nichts – erschien vor ihm das leckerste Essen, das er je gesehen hatte! Und es

schmeckte noch besser, als er es sich vorstellen konnte.

Hari war begeistert. Er dachte: „Wenn ich hier alles bekommen kann... dann wünsche ich mir ein großes

Schloss, mit Gärten, Gold, schönen Möbeln, edlen Stoffen und Dienern.“

Kaum hatte er es sich gedacht – da war es: ein prächtiges Schloss, wunderschöne Menschen als Begleiter,

alles genau so, wie er es sich gewünscht hatte.

Hari war überglücklich. Er lebte nun in Luxus, aß köstlich, wurde bedient – alles war perfekt.

Doch eines Abends ging er in der Nähe seines Schlosses spazieren. Der Wald ringsum war dunkel.

Plötzlich hörte er ein Rascheln im Gebüsch.

Ein Gedanke kam ihm: „Was, wenn ein Tiger aus dem Wald kommt und mich frisst?“ – Er hatte völlig

vergessen, dass er immer noch unter dem Wunschbaum lebte...

Und was geschah? Ein Tiger erschien – genau wie in seinem Gedanken – und griff Hari an. Der Tiger fraß

ihn.

So endet die Geschichte.

Was lehrt uns diese Geschichte?

Vielleicht findest du die Geschichte zuerst lustig oder seltsam. Aber sie enthält eine wichtige Wahrheit:

Wir alle leben unter unserem eigenen Wunschbaum.

Was bedeutet das?

Der wahre Wunschbaum ist unser Geist – unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Willenskraft.

Was wir denken, wiederholt denken und tief fühlen, hat die Kraft, Wirklichkeit zu werden.

Wenn du immer wieder an etwas Positives denkst – an Liebe, Gesundheit, Frieden – und dein Handeln

daran ausrichtest, dann kann dein Leben in diese Richtung wachsen.

Wenn du aber von Ängsten, negativen Gedanken oder Wut erfüllt bist, dann kann sich auch das in deinem

Leben zeigen.

Verbindung zum Yoga

Im Yoga lernen wir: Gedanken sind kraftvoll.

Patanjali, der große Yogameister, beginnt die Yoga-Sutras mit dem Satz:

„Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist.“

Hari hatte viele spirituelle Praktiken gemacht – aber in dem Moment, als die Angst kam, konnte er seinen

Geist nicht mehr kontrollieren. Er vergaß, wie stark seine Gedanken waren.

Yoga Sage:

„Gedanken sind nicht leer. Jeder Gedanke ist wie ein Samen. Wenn du ihn pflegst, wird er

wachsen.“

Das ist Yoga: achtsam denken, klar wünschen, bewusst leben.

Was sagt die moderne Psychologie?

Auch die Wissenschaft bestätigt heute: Gedanken beeinflussen unser Leben.

Anthony Robbins schreibt in seinem Buch Awaken the Giant Within:

„Was du regelmäßig in deinem Geist hältst, wirst du in deinem Leben erfahren.“

Das bedeutet: Was du dir immer wieder vorstellst – bewusst oder unbewusst – wird zu deinem inneren

Bild, das dein Verhalten steuert. Und dein Verhalten formt deine Realität.

Und was heißt das für dich?

Stell dir vor: Du bist selbst der Wunschbaum.

Deine Gedanken sind die Wünsche. Dein Handeln ist der Weg zur Erfüllung.

Deshalb frage dich:

● Welche Gedanken wiederhole ich jeden Tag?

● Sind sie freundlich, liebevoll, hoffnungsvoll?

● Oder sind sie voller Angst, Misstrauen oder Neid?

● Wünsche ich etwas, das mir und anderen gut tut – oder etwas, das schadet?

Wähle deine Wünsche mit Achtsamkeit

Die Geschichte von Hari zeigt: Wir sind machtvolle Wesen. Unsere Gedanken, Gefühle und Wünsche

erschaffen unser Leben.

Doch mit dieser Macht kommt auch Verantwortung:

Wünsch dir nichts aus Angst.

Wünsch dir nichts aus Gier.

Wünsch dir, was gut ist – für dich, für andere, für die Welt.

Yoga hilft dir, diesen Weg zu gehen. Durch Meditation, Achtsamkeit und das Üben von Mitgefühl wirst du

dir deiner Gedanken bewusst – und kannst sie lenken.

Impuls für heute:

Was wünsche ich mir wirklich – tief in meinem Herzen?

Schreibe es auf. Und frage dich: „Ist dieser Wunsch aus Liebe geboren – oder aus Angst?“

Du sitzt bereits unter deinem Wunschbaum.

Dein Geist, deine Gedanken, deine Seele – sie sind das Werkzeug zur Erfüllung. Nutze sie mit

Bewusstsein. Nutze sie mit Liebe.

Denn das Leben gibt dir, was du tief in dir glaubst und fühlst.

Also: Wünsch weise. Und lebe achtsam.

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